so populär die saurier aller gattungen auch sind, so geht leider ein nicht weniger interessanter teil der paläontologie dadurch etwas in vergessenheit – nämlich die faszinierende welt der botanik dieser zeit.
schade eigentlich, denn wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, dann kommt man zu der erkenntnis, dass viele pflanzen, die wir heute kennen, auch damals schon vorhanden waren: z.b. farne und nadelbäume.
ein ganz besonderes gewächs, das mich persönlich sehr fasziniert, ist der ...
GINKGO
der ginkgo-baum (auch entenfuss-, mädchenhaar-, fächerbaum) stellt in der botanik eine ganz eigene spezies dar.
weder zu den laub-, noch zu den nadelhölzern zählend, rangiert er irgendwo dazwischen.
bemerkenswert ist, dass der ginkgo erwiesenermassen schon seit mindestens 300 mio. jahren auf der erde existiert, d.h. länger als jede andere pflanzenart, die wir heute kennen ...
in der jurazeit waren bis zu 11 verschiedene arten davon auf sämtlichen kontinenten zu finden. Leider ist heute nur eine übriggeblieben: ginkgo biloba.
biloba kommt aus dem lateinischen und bedeutet: bi = zwei, loba = lappen, also zweilappig...
im laufe der evolution zog sich der ginkgo nach asien zurück, wo er auch die verschiedenen eiszeiten überlebte.
der name ginkgo wird sowohl in der chinesischen als auch in der japanischen sprache verwendet und setzt sich aus zwei silben zusammen:
gin = silber kyo = pfirsich
als engelbert kaempfer, ein deutscher arzt, im auftrag einer holländischen südostasien-company in japan unterwegs war, entdeckte er im jahre 1750 den ginkgo und brachte pflanzen und samen wieder nach europa.
die heute gebräuchliche schreibweise „ginkgo“ und nicht „ginkyo“ dürfte auf einen schreibfehler kaempfers zurückzuführen sein, der höchstwahrscheinlich das y mit einem g verwechselt hat.
der ginkgo hat im reich der pflanzen eine einzigartige form der vermehrung: es gibt sowohl männliche als auch weibliche bäume, die man erst nach 20-30 jahren – wenn sie zum erstenmal blühen - voneinander unterscheiden kann.
die männlichen blüten geben pollen ab, die durch windbestäubung die weiblichen blüten befruchten.
eine besonderheit ist auch, wie bei sonst keiner anderen bekannten pflanze, dass auch in den pollen und früchten chlorophyll vorhanden ist und somit photosynthese stattfindet.
als bisher einzig bekanntes mittel zur behandlung, bzw. vorbeugung der alzheimer-krankheit spielt der ginkgo auch in der medizin eine wichtige rolle.
ginkgos vertragen temperaturschwankungen von –40° bis +30°, dadurch in allen klimazonen der erde kultivierbar und sind resistent gegen umweltgifte, krankheiten, pilze, feuer und sogar radioaktivität.
als am 6. august 1945 in hiroshima die erste atombombe fiel, wurde jedes leben in unmittelbarer nähe des explosionszentrums ausgelöscht.
nur 1 km entfernt vom epizentrum begann ein ginkgo nach kurzer zeit wieder laub auszutreiben. er ist heute noch vor der tempelanlage von housenbou zu besichtigen ...
dieser tempel wurde völlig zerstört und wieder aufgebaut. Die treppe zum eingangsbereich wurde bewusst zweigeteilt, sodass der ginkgo ein zentraler blickfang ist.
in seine rinde sind die worte „nie wieder hiroshima“, sowie gebete für den frieden eingraviert.
im fernöstlichen raum, insbesondere in china und japan, wird der ginkgo als ein zeichen der hoffnung angesehen und seit jahrhunderten als heiliger baum verehrt.
ginkgo steht für leben und beständigkeit ...
wenn der mensch es in naher zukunft zustande bringt, durch unvernunft und ignoranz sich selbst und andere lebewesen auszurotten, dann habe ich die hoffnung und zuversicht, dass der ginkgo alles überdauert und somit möglicherweise die voraussetzungen für neues leben in der natur schafft.
ich selbst bin glücklich, dass in meinem garten zwei dieser fantastischen bäume wachsen und mich täglich aufs neue mit ihrem anblick erfreuen.
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
einem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie´s den Wissenden erbaut.
Ist es EIN lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt?
Sind es ZWEI, die sich erlesen,
dass man sie als EINES kennt?
Solche Fragen zu erwidern
fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst Du nicht an meinen Liedern,
dass ich EINS und DOPPELT bin?
(Johann Wolfgang v. Goethe)